Neubelebung der Herz-Jesu-Verehrung: (Die gute Meinung!)

Ansprache bei der hl. Stunde vor dem Herz-Jesu-Freitag Juli 1945

 

Liebe GlŠubige!

In dem wertvollen Hirtenschreiben unseres FŸrsterzbischofs Andreas, das so voll beherzenswerter Mahnungen und Anregungen fŸr den religišs-sittlichen Wiederaufbau unseres Landes ist, spricht unser lieber Oberhirte auch vom Wert und von der gro§en Bedeutung der Herz-Jesu-Verehrung. Er sagt da:

ãErinnern mšchte ich euch (liebe GlŠubige) auch daran, was fŸr eine unerschšpfliche Quelle von Gnaden in einer innigen Herz-Jesu-Andacht flie§t. Pflegen wir diese Andacht, die uns Gottes GŸte als ãZeichen und Unterpfand des Sieges und der RettungÒ gegeben, mit neuem Eifer und suchen wir so ihrer Verhei§ung teilhaftig zu werden!Ò

Und in einem gleichzeitigen Mahnscheiben an seine Priester fordert der hochwŸrdigste Oberhirte unter anderem nochmals ausdrŸcklich die Neubelebung der Herz-Jesu-verehrung in den einzelnen Pfarren, um diese wieder zu dem zu machen, was sie sein sollen: wahre Glaubensgemeinschaft, echte Gebetsgemeinschaft, hilfsbereite Leibesgemeinschaft, mit einem Wort eine wahre Christengemeinde!

Wie kšnnen wir praktisch die Herz-Jesu-Verehrung und die Herz-Jesu-Andacht, die ja in unsere Pfarrgemeinde wirklich vorhanden ist, neu beleben und noch mehr fšrdern und pflegen?

Die Šu§eren BetŠtigungsformen der Herz-Jesu-Andacht und Herz-Jesu-Verehrung kennt ihr ja. Das Halten der hl. Stunde am Vorabend des Herz-Jesu-Freitags, das Halten des Herz-Jesu-Freitags selber und der Empfang der SŸhnekommunion an diesem Tage. Die Schar der GlŠubigen, die in unserer Pfarrgemeinde an der hl. Stunde vorm Herz-Jesu-Freitag teilnimmt, ist ja nicht gro§, aber es ist eine treue Schar. So war es ja auch vom gšttlichen Heiland geplant. Zur ersten hl. Stunde hat ja der Heiland damals am …lberg auch nur eine ganz kleine Schar seiner Getreuesten eingeladen. Freilich hat auch diese ganz kleine Schar damals versagt, als sie der blutschwitzende, von der furchtbarsten Todesangst gequŠlte Herr vom Schlafe wecken musst mit dem bitteren Vorwurf: wachet und betet! Kšnnt ihr denn nicht einmal eine Stunde mit mir wachen und beten?

Die Schar der Getreuen, die sich in unserer Pfarrgemeinde immer zur hl. Stunde einfindet, sollte es mit dem Ruf des Herrn immer ernst nehmen: Wachet und betet! Und sollte sich wirklich nur dazu einfinden vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, um wirklich dem  Herrn im Sakrament sŸhnende Anbetung zu leisten. Und vielleicht kšnnte man doch in der einen oder anderen Weise immer wieder dazu beitragen, dass die Zahl der Teilnehmer an der hl. Stunde immer wieder etwas grš§er wŸrde.

Das gleiche gilt von der SŸhnekommunion am Herz-Jesu-Freitag selber: Die Schar der GlŠubigen, die sie monatlich empfŠngt, ist ja nicht klein, aber auch diese Zahl kšnnte immer noch grš§er werden! Viel mehr in unserer Pfarre kšnnten sich bei einigem guten Willen auf diese Weise der wunderbar trostvollen Verhei§ung des gšttlichen Herzens Jesu teilhaftig machen! Was wŠre dabei, wenn unsere katholischen Frauen und MŸtter, die den Herz-Jesu-Freitag halten, auch die MŠnner und Kinder mehr dazu aufmuntern und anhalten wŸrden. In meiner Heimat habe ich es immer wieder erlebt, dass am Herz-Jesu-Freitag die Schar der MŠnner grš§er war als die der Frauen! Ja, auch die MŠnnerwelt sollte es lernen, aus den Quellen des Heilandes Kraft und Trost und Gnade zu schšpfen. Das hat noch lange nichts zu tun mit Fršmmelei und Betschwesterei, wenn sich einmal ein glŠubiger Mann dazu entschlie§t, diese wunderbar trostvolle Lebensversicherung auf das ewige Leben im Jenseits einzugehen und einmal die 9 Herz-Jesu-Freitage zu halten!

Noch eine Mšglichkeit, die Herz-Jesu-Verehrung neu zu beleben, bestŸnde: Es hat in unserer Pfarre eine Herz-Jesu-Bruderschaft bestanden! Sie hat nicht aufgehšrt zu existieren, sie ist nur eingeschlafen. Kšnnte sie nicht aus ihrem Dornršschenschlaf geweckt werden, um sich durch Zugehšrigkeit zu dieser Herz-Jesu-Bruderschaft der gro§en GnadenvorzŸge und Privilegien teilhaftig zu machen!

Das Wort Bruderschaft klingt vielleicht altmodisch. Macht nichts. Die Herz-Jesu-Bruderschaft ist die Šlteste, ehrwŸrdigste und nŸtzlichste Bruderschaft: Ihr Stifter ist der gšttliche Heiland selbst und er hat diese Bruderschaft gegrŸndet, als er am Kreuze hing und sein im Tod gebrochenes Herz noch von einer Lanze durchbohren lie§, um es den Erlšsten als unerschšpflichen Quell von Gnaden und Verdiensten und als Unterpfand innigster Liebe zu eršffnen.

Und das erste Mitglied dieser Bruderschaft war niemand anders als die unter dem Kreuze stehende Schmerzensmutter Maria! Was wird Maria empfunden haben, als sie, neben dem Kreuze stehend, das liebenswŸrdigste Herz Jesu in der vollen Glut der unertrŠglichsten Schmerzen, verlassen und verraten im Tode brechen und dann noch nach dem Tode von der Lanze des Soldaten durchbohrt werden sah! Das 2. Mitglied der Herz-Jesu-Bruderschaft war der hl. Apostel Johannes, der beim letzten Abendmahl am Herzen Jesu ruhen durfte und der es im Evangelium der Herz-Jesu-Messe immer wieder bezeugen darf, wie das Heilandsherz durchbohrt wurde und daraus der letzte Blutstropfen geronnen ist in  sich ganz verzehrender Liebe zu uns SŸndern. Und das dritte, mit seinen TrŠnen eingeschriebene Mitglied der Herz-Jesu-Bruderschaft ist die reumŸtige Maria Magdalena, der viel vergeben worden war, weil sie viel geliebt hatte, weil sie brennende Liebe zum Heilandsherzen hatte.

Eine weitere Mšglichkeit der Neubelebung der Herz-Jesu-Verehrung in unserer Pfarrgemeinde wŠre auch die Herz-Jesu-Thronerhebung und Familienweihe an das heiligste Herz Jesu. Ich habe in unserer Pfarrgemeinde Familien kennen gelernt, die es mit der vor Jahren vollzogenen Familienweihe an das heiligste Herz Jesu ernst nehmen und sie jŠhrlich am Herz-Jesu-Fest durch Familienkommunion und Gebet erneuern. Auf der ausdrŸcklichen Weihe der ganzen Familie an das Herz Jesu liegt so unbeschreiblich gro§er Segen!

Aber was ich bisher aufgezŠhlte, sind grš§tenteils nur Šu§ere Mittel unsere BetŠtigung der Herz-Jesu-Verehrung.

Ein Mittel, das ganz still und bescheiden, aber mit viel Erfolg nach Innen wirkt, das wŠre die gute Meinung, in der man sich angewšhnt, alles was daherkommt im Laufe des Tages und alle Gebete und Arbeiten und Sorgen im Tagewerk immer wieder aufzuopfern zur Ehre und zur SŸhne fŸr das gšttliche Herz Jesu. Diese gute Meinung wŠre wirklich wie ein Zauberstab, der alles, was er berŸhrt, in Gold verwandelt; diese gute Meinung wŠre wirklich wie ein Stempel, der unserem Tun und Lassen mit unverwŸstlicher Schrift den Ewigkeitswert aufprŠgt.

Diese gute Meinung ist zusammengefasst in dem kurzen und darum so leicht im Laufe des Tages oft wiederholbaren Sto§gebet: ãAlles fŸr dich, heiligstes Herz Jesu!Ò Alles, Freud und Leid, Angenehmes und Unangenehmes, Tag und Nacht, Leben und Sterben. FŸr dich, fŸr das Herz Jesu, nicht fŸr die Welt und ihre Eitelkeit; nicht fŸr mich, zur Befriedigung meiner Laune und meiner Leidenschaften; nicht fŸr die Menschen, um Lob oder Lohn von ihnen zu erhalten. FŸr dich! Das hei§t aus reiner Liebe zum heiligsten Herzen und fŸr seine grš§ere Ehre!

Mšchte doch dieses Sto§gebet recht oft Ÿber unsere Lippen kommen! Wie gro§en Nutzen brŠchte es uns.

Wenn die Sonne des GlŸckes strahlend am Himmel unseres Lebens steht und wir uns freuen ob des Erfolges unserer Arbeiten: Dann: Alles fŸr dich, heiligstes Herz Jesu. Das wŠre ein wirksamer ZŸgel, dass wir die Freude nicht leichtsinnig entweihen und ob der Gabe den Geber des Guten nicht vergessen.

Wenn aber das UnglŸck Ÿber uns hereinbricht, Not und BedrŠngnis, Krankheit und PrŸfung und Heimsuchung, dann auch: Alles fŸr dich, heiligstes Herz Jesu!

Das wŸrde uns daran erinnern, wie Jesus fŸr uns UnsŠgliches gelitten und erduldet und sich demŸtig gebeugt hat in stillem, willigem Gehorsam unter den hl. Willen des himmlischen Vaters.

Und wenn wir mŸde sind von der Arbeit oder wenn die Arbeit nicht recht vorwŠrts geht oder wenn wir mit Misserfolg arbeiten, auch dann: alles fŸr dich, heiligstes Herz Jesu! Unser guter Meister zŠhlt dann alle unsere Schritte und nimmt auch die scheinbar verlorene MŸhe in den Plan seiner Vorsehung auf und lŠsst eine reiche Ernte daraus sprie§en.

Und wie tršstlich wŠre es fŸr uns namentlich im Sterben, wenn wir mit einem RŸckblick auf unser vergangenes Leben sagen kšnnten: es war alles fŸr dich heiligstes Herz Jesu. Als Antwort wŸrde uns der Heiland dann entgegenrufen: Komm in mein Reich! Alles ist nur fŸr dich!